Polyproblem – Kauf dich frei

─ ─ Transparente Qualitätsstandards Plastic Credits ist bislang kein geschützter Begriff. Im ersten Schritt müssen daher eine einheitliche Definition und transparente Qualitätsstandards geschaffen werden. Plastic-Credit-Anbieter sollten beispielsweise dokumentieren können, dass gesammelte Plastikabfälle ordnungsgemäß recycelt beziehungsweise entsorgt werden. Zudem sollten auch Arbeitsstandards für Abfallsammler (hinsichtlich Bezahlung, Sicherheit und Gesundheit) berücksichtigt werden. Im Sinne der Transparenz sollte die Vergabe von Plastic Credits und die Einhaltung von Standards durch externe Auditoren geprüft werden. ─ ─ Kompensation als zusätzliche Maßnahme Um Anreize für nachhaltige Produktionsmuster zu setzen und Greenwashing zu verhindern, sollten Plastic Credits nur an diejenigen Unternehmen verkauft werden, die nachweisen können, dass sie bereits andere substanzielle Maßnahmen zur Vermeidung von Plastikmüll ergriffen haben. Plastic Credits sind somit als ein zusätzliches Instrument zu sehen. Sie dürfen von Unternehmen nicht als Alibi genutzt werden, um Investitionen in die Kreislauffähigkeit ihrer Produkte zu umgehen oder hinauszuzögern. ─ ─ Synergien zu EPR-Ansätzen schaffen Kompensationsmechanismen müssen so gestaltet werden, dass sie nicht im Konflikt mit EPR-Systemen stehen, sondern Synergien schaffen und langfristig in EPR-Systeme integriert werden können. So sollte ein transparenter Anteil der Umsätze aus der PlastikKompensation in den Aufbau langfristiger Infrastrukturen fließen, zum Beispiel in Mehrwegsysteme. Mögliche Synergien bestehen auch im Bereich Daten und Monitoring: Über Plastic-Credit-Systeme können Daten zu Abfallmengen und zur Rückverfolgbarkeit von Abfall gesammelt werden, die auch für EPR-Systeme relevant sind. Um den internationalen Austausch zur Harmonisierung von Plastic-Credit-Standards und zur Anschlussfähigkeit von Kompensationsmechanismen an EPR-Systeme zu fördern, bringt die PREVENT Waste Alliance verschiedene Standardsetzer zusammen. Erfahrungen aus Pilotprojekten und kritische Reflexionen der Plastic-CreditArbeitsgruppe sollendazubeitragen, dass Plastic-Credits in der internationalen Debatte aufgegriffen werden und eine geeignete Governance-Struktur etabliert wird. Im nächsten Schritt will die Plastic-Credit-Arbeitsgruppe spezifische Fallstudien erstellen: zur Koexistenz von Plastic Credits und EPR in verschiedenen Ländern und zu finanziellen Anreizstrukturen in Unternehmen, die sich an Plastic-Credit-Systemen beteiligen. Die PREVENT Waste Alliance ist eine internationale Multistakeholder-­ Initiative, die sich für den Aufbau einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft engagiert. Rund 300 PREVENT-Mitglieder aus Wirtschaft, Wissenschaft und Zivilgesellschaft setzen sich gemeinsam dafür ein, dass Abfälle minimiert, Schadstoffe eliminiert und Ressourcen im Kreislauf geführt werden. Die Allianz wurde 2019 durch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) lanciert. Unsere Autorinnen Nicole Bendsen und Dr. Silke Megelski arbeiten als Expertinnen für Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und koordinieren die Arbeit der PREVENT Waste Alliance. Nicole Bendsen (oben) und Dr. Silke Megelski koordinieren als Expertinnen der GIZ die Arbeit der PREVENT Waste Alliance. Zum Weiterlesen: Diskussionspapier der PREVENT-Arbeitsgruppe zu Plastic Credits: Plastic credit schemes and EPR – risks and opportunities Positionspapier des PREVENT-Mitglieds WWF, das die Hauptrisiken von Plastic-Credits-Systemen adressiert: WWF Position: Plastic Crediting and Plastic Neutrality 11

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