Polyproblem – Kauf dich frei

Credit-Makler leisten einen wichtigen Beitrag zur besseren Sichtbarkeit von Sammel- und Recyclingprojekten, wenngleich sie den Aufbau direkter Beziehungen zwischen Kompensations-Kunden und lokalen Projekten eher behindern als fördern.39 Ohne die Angebote der Handelsplattformen, die in vielen Fällen durch zusätzliche Services wie die Bereitstellung von PRMaterialien einem Rundum-sorglos-Paket gleichen, wäre die Hemmschwelle für viele Unternehmen, sich für die Abfallbeseitigung im Globalen Süden zu engagieren, wohl deutlich größer. Neben ihrem vielleicht nicht uneigennützigen Beitrag zur Schaffung von mehr Transparenz in einem undurchsichtigen Markt, sollte Maklern daran gelegen sein, ein tiefes Verständnis davon zu entwickeln, was die lokalen Organisationen brauchen, um in sozialer, ökologischer und finanzieller Hinsicht nachhaltig zu wirken. Letztendlich ist es wohl am wichtigsten, dass die Makler ihre Kunden darüber aufklären, dass Ausgleichsmaßnahmen ein zirkuläres Wirtschaften nicht ersetzen. Das Berliner Start-up precycle vermittelt nicht nur Plastic Credits an Privatpersonen und Unternehmen. Das Team um Gründer Christian Rühlmann hat vor allem eine digitale Lösung entwickelt, mit deren Hilfe OnlineShops ihren umweltbewussten Kunden im Zuge des Zahlungsvorgangs anbieten können, einen freiwilligen Beitrag zur Plastik-Kompensation direkt beim Kauf zu leisten. Das ist vergleichbar mit dem Angebot vieler Fluglinien und Reiseportale, bei der Buchung durch einen kleinen Aufpreis direkt einen CO₂-Ausgleich zu kaufen. Zudem hat precycle in seine App einen Plastic-Footprint-Rechner integriert, mit dem jeder Verbraucher seinen persönlichen Plastik-Fußabdruck ermitteln kann. www.precycle.today Das ebenfalls in Berlin ansässige Start-up WasteReduction Plus bietet Unternehmen sein Label Plastik-Neutral+ an. Dazu gehört die gemeinsame Ermittlung des PlastikFußabdrucks und die Möglichkeit, diesen vollständig zu kompensieren. Die Besonderheit bei WasteReduction liegt aber darin, dass über Plastic Credits nicht nur das Sammeln und Verwerten von Kunststoffabfall kompensiert wird. 20 Prozent des jeweiligen finanziellen Einsatzes fließen in Bildungsprojekte, die dazu beitragen sollen, dass weniger Kunststoffabfall entsteht. Das Gründerteam Ruth Kranenberg und Martin Hinteregger will auf diese Weise mit Plastic Credits nicht bloß Symptome behandeln, sondern schon bei der Prävention ansetzen. www.waste-reduction.de Zwei Fallbeispiele Raum für Spezialisten Vermittler, Makler und Plattformen für Plastik-Kompensationsmaßnahmen unterscheiden sich in ihren Angeboten und Wirkungsweisen teilweise erheblich. Sie setzen unterschiedliche Schwerpunkte und Anreize für Plastic-CreditKäufer. Der Blick auf zwei junge Unternehmen verdeutlich das. 27

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5MzU=