Gastbeitrag von Dominic Santschi, Mitgründer von Ampliphi Verantwortlichkeit BRaucht Klare Bilanzen Die Verantwortlichkeiten für die globale Plastikmüll-Krise sind umstritten und werden auf unterschiedliche Arten und Weisen zugeteilt. Ein Hauptgrund für diese fragmentierte Zuteilung ist die mangelnde Transparenz der Materialflüsse. Die Verantwortlichkeiten für die globale PlastikmüllKrise sind umstritten und werden auf unterschiedliche Arten und Weisen zugeteilt. Ein Hauptgrund für diese fragmentierte Zuteilung ist die mangelnde Transparenz der Materialflüsse. Stand heute sind sich nämlich nur die wenigsten Unternehmen bewusst,14 welche Kunststoffe in ihren Produkten eingesetzt werden, wo ihre Abfälle anfallen und wie diese schlussendlich verwertet werden. Das daraus resultierende Unwissen ist problematisch, da daraus kein Anreiz zur Verantwortlichkeit geschaffen wird.15 Die Plastikmüll-Bilanzierung bietet hier ein vielversprechendes Konzept, um mehr Transparenz und somit auch das Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Kunststoffabfällen zu fördern.16 Das Konzept der Plastikmüll-Bilanzierung Bei der Plastikmüll-Bilanzierung wird die Menge und die Art von Plastikmüll erfasst, welche auf die direkten Aktivitäten einer Unternehmung zurückzuführen ist. Anfallende Abfallgebühren, die Kreislaufwirtschaftsfähigkeit und zusätzlich auch Kennzahlen wie Recyclingquoten oder die Verwendung von recyceltem Kunststoff fließen in die Bilanzierung ein. Das führt Unternehmen transparent vor Augen, wo sie in puncto Kunststoffabfälle stehen und schafft damit Bewusstsein für den eigenen Beitrag zur weltweiten Plastikmüll-Problematik. Das Konzept der Plastikmüll-Bilanzierung unterscheidet sich dahingehend vom digitalen Produktpass, dass die Datentransparenz nicht nur zu einem Produkt vorliegt, sondern für die gesamte Unternehmung geschaffen wird. Durch diese ganzheitliche Analyse können Unternehmen die Umwelteinflüsse ihrer verschiedenen Produkte miteinander vergleichen und ihre konsolidierten Kennzahlen im Vergleich mit ähnlichen Firmen einordnen. Wie die Digitalisierung die Plastikmüll-Bilanzierung unterstützt Wie im Fall der Lebensmittelindustrie, wo die Digitalisierung bereits zu vielversprechenden Entwicklungen durch mehr Transparenz beigetragen hat,17 bietet sie auch im Fall der Plastikmüll-Krise Potenzial.18 Denn durch den Einsatz von Technologien können beispielsweise Kunststoffverpackungen lückenlos erfasst und über ihre gesamte Lebensdauer verfolgt werden. Lieferketten werden somit transparent abbildbar. Unternehmen, die sich dann bewusst für eine Veröffentlichung ihrer Bilanzierung entscheiden, schaffen nicht nur Transparenz gegenüber der kritischen Öffentlichkeit, sondern lösen auch internen Handlungsdruck aus. Denn ein bestärktes Verantwortungsbewusstsein allein reicht nicht aus, wenn in der Konsequenz keine Taten folgen. Positive Beispiele19 belegen, dass durch die Offenlegung der Plastikmüll-Bilanz Unternehmen und Organisationen zu ambitionierten Maßnahmen zur 14 Vgl. POLYPROBLEM (2019) 15 Vgl. POLYPROBLEM (2020) 16 ETH Zürich – sus lab (2020) 17 Duda et al. (2023) 18 Vgl. ReiProk (o. J.) 19 Ampliphi (2022) 30
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