Der Circularity Code

Schaffen wir das noch? Wenn Zweifel am Tempo der sozial-ökologischen Wende aufkommen, richtet sich der bange Blick gern hoffnungsvoll auf technologische Innovationen. Das ist beim Kampf gegen den Plastikmüll nicht anders als beim Streben nach einem verringerten Ausstoß von Treibhausgasen. Die seriösen Experten sind sich einig, dass wir beides brauchen: eine nachhaltige Transformation und somit auch veränderte Lebensweisen auf der einen und technologische Lösungen auf der anderen Seite. Idealerweise gehen soziale, ökonomische und technologische Innovationen Hand in Hand. Science-Fiction sollte man sich allerdings verbieten, wenn der Traum von noch zu erfindenden Wunderwaffen gegen ökologische und soziale Krisen nicht das tägliche Handeln in der Gegenwart lähmen soll. Die POLYPROBLEM-Redaktion hat sich deshalb ganz pragmatisch angeschaut, was die Digitalisierung heute schon dazu beitragen kann, den Umgang mit Kunststoff nachhaltiger zu gestalten. Es klingt nach einer Binsenweisheit: Je komplexer ein System, je aufwendiger die Prozesse, desto größer erscheinen die Chancen der Digitalisierung bei dessen nachhaltiger Gestaltung und Nutzung. Die KunststoffWertschöpfungskette ist äußerst komplex. Und die darin verwendeten Materialien sind es auch. Beschleunigt also der digitale Wandel die notwendige Ressourcenwende? Und wenn ja: Wie kann das konkret funktionieren? Die Aufgaben und Möglichkeiten für den Einsatz digitaler Technologien und Methoden entlang der Kunststoff-Wertschöpfungskette sind vielfältig. Digitale Zwillinge unterstützen Produktentwickler beim nachhaltigen Design von Kunststoffprodukten. Riesige Datenbanken helfen, die ökologische Gesamtbilanz von Verpackungen zu bewerten. Neuartige Datenservices können aus Produktionsdaten unterschiedlicher Unternehmen einen digitalen Produktpass erstellen. Künstliche Intelligenz optimiert nicht nur den Materialverbrauch in der Produktion, sondern wird schon bald auch Recyclingverfahren verbessern. Apps helfen Verbraucherinnen und Verbrauchern bei bewussten Kaufentscheidungen. Und auch die Abfallsammlung und -sortierung durch „Waste Workers“ in Entwicklungsländern kann schon heute effizienter gestaltet werden. Ohne Anspruch auf Vollständigkeit haben wir den digitalen Chancen für einen nachhaltigen Umgang mit Kunststoff in Expertengesprächen nachgespürt und versucht, sie zu einem Gesamtüberblick zu verbinden. Vorweg: Die alles rettende Wunder-Maschine haben wir nicht gefunden. Dafür ist eine Erkenntnis immer wieder aufgetaucht: Nicht fehlende oder unausgereifte Technologie ist eine Hürde. Auf die Bereitschaft, sie kooperativ zu nutzen, kommt es an. Und das ist wiederum ein ziemlich analoges Problem. 3 Herausgeber Röchling Stiftung GmbH Richard-Wagner-Straße 9 68165 Mannheim +49 621 4402 232 info@roechling-stiftung.de www.roechling-stiftung.de Wider Sense GmbH Pfalzburger Str. 43-44 10717 Berlin +49 30 24088 240 info@widersense.org www.widersense.org Redaktion & Text Anne Marie Jacob, Elena Hadick, Lisa Nerb (Wider Sense), Uwe Amrhein (Röchling Stiftung) Gestaltung ds.DTP – Detlef Scholz Fotos Adobe Stock, SKZ – Das Kunststoffzentrum, Polysecure, Raan Gruppe, Mehrwegallianz – Anita Back, Ampliphi, Circular Action B.V. Dezember 2023 www.polyproblem.org Alles auSSer Science-Fiction

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