Der Circularity Code

werden mehr Autos nachgefragt. Gleichzeitig ermöglicht die Infrastruktur eine Intensivierung des Wettbewerbs zwischen den Anbietern. Bei der digitalen Mehrweginfrastruktur handelt es sich letzten Endes um eine digitale Datenautobahn“, zieht er einen Vergleich. Ihm und seinen Mitstreitern geht es um nicht weniger als die Frage, welche Form der Plattform-Ökonomie in Zukunft trägt. Würden alle Anbieter auf einen gemeinsamen digitalen Standard zurückgreifen, ließe sich die Logistik – vom Transport bis zum Spülen – wesentlich effizienter und kostensparender organisieren, glaubt man bei ReFrastructure. Mit dieser Haltung ist die gemeinnützige Organisation nicht allein. In mehreren lokalen Pilotprojekten, unter anderem in München-Haar, sind Tests angelaufen. Mit dabei: die Systemanbieter Recup, Relevo und ReCIRCLE. „Ich halte ein solches gemeinsames System für nicht notwendig“, meint hingegen Vytal-Chef Fabian Barthel. Er hält es zudem für unrealistisch, dass es Gastronomen zuzumuten ist, Behälter unterschiedlicher Systeme zurückzunehmen – ganz unabhängig von der Möglichkeit einer digitalen Abwicklung. Barthel schwebt stattdessen ein weitgehend flächendeckendes Netz von Rückgabeautomaten im öffentlichen Raum vor, die Behälter unterschiedlicher Anbieter entgegennehmen und die jeweiligen Container-IDs erkennen können. Dazu brauche es durchaus Schnittstellen zwischen den Systemen, aber eben keine gemeinsame Daten-Plattform. „Wir müssen die Ausgabe und die Rücknahme entkoppeln“, ist Barthel überzeugt. Auch dazu sind Pilotprojekte in Berlin und München bereits gestartet. Einmal mehr geht es hier also um mehr als eine technologische Frage. Ist die Digitalisierung eine Chance für eine neue Form der Gemeinwohlökonomie oder eine Möglichkeit, sich im Wettbewerb zu differenzieren? Ein Problem haben beide Glaubensrichtungen gemeinsam: das Geld. Weder für eine gemeinnützige digitale Infrastruktur noch für ein Netz von Rücknahmestationen im öffentlichen Raum und die dahinter liegende Logistik existiert ein tragfähiges Geschäftsmodell. Niemand verdient mit der Rücknahme. Sie verursacht nur Kosten. Wer soll den zusätzlichen Aufwand bezahlen, solange Einweggeschirr billig zu haben ist? Die Politik muss also einen Schritt weiter gehen, wenn sie ihre Mehrweg-Angebotspflicht9 mit Leben füllen will. Darin sind sich die unterschiedlichen Akteure in dem jungen Markt weitgehend einig. Eine Lösung wäre eine deutlich spürbare Einweg-Steuer10, aus deren Ertrag die Rücknahme- und Spüllogistik für MehrwegLösungen subventioniert werden könnte. So scheint auch die digitale Mehrweg-Wende eine Gemeinschaftsaufgabe zu sein zwischen den digitalen Pionieren der jungen Wirtschaft, den etablierten Größen im To-go-Markt und einer Politik, die nicht bloß Gesetze erlässt, sondern auch die Bedingungen für deren Umsetzung schafft. Genau das macht die Sache kompliziert. 8 https://mehrweg-einfach-machen.de/ 9 https://www.umweltbundesamt.de/themen/neue-mehrwegangebotspflicht-fuer-speisen-getraenke 10 https://www.presseportal.de/pm/22521/5540782 Kick-off der Mehrwegallianz8 im Dezember 2022: Initiiert von ProjectTogether, Mehrwegverband und WWF, will ein breites Bündnis aus Unternehmen, Kommunen und Initiativen Mehrweg zum Standard machen. Digitale Innovationen spielen dabei eine wichtige Rolle. 25

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