Der Circularity Code

Um höhere Sammel- und Recyclingquoten im Kunststoff-Bereich zu erzielen, hat sich die RecycleMich-Initiative mit Markenherstellern von Kunststoffverpackungen zusammengetan und sich erfolgreich in Österreich etabliert. Was ist die Mission von RecycleMich, und auf Grundlage welcher Problemanalyse sind die Initiative und die App ins Leben gerufen worden? Unsere Mission ist es, Wertstoffe im Materialkreislauf zu halten. Wir tragen mit der RecycleMich-App dazu bei, indem wir ein Anreizsystem für Verbraucherinnen und Verbraucher auf den Markt gebracht haben, das Digitalisierung mit Bewusstseinsbildung und Aufklärungsarbeit verbindet. Der Ursprungsgedanke liegt darin, dass die gewünschten Sammel- und Recyclingquoten in Österreich nicht erreicht werden. Zum Beispiel beträgt im Kunststoff-Bereich die Sammelquote nur 70 Prozent, speziell in urbanen Gebieten, wie in Wien, nur 30 Prozent. Konsumenten dazu zu bewegen, ihren anfallenden Müll korrekt zu sammeln und zu sortieren, war uns hierzu ein wichtiges Anliegen. Welche Akteure waren bei der Entwicklung der App involviert, und wie finanziert sich die App? Schon bevor RecycleMich Anfang 2021 in Österreich auf den Markt kam, haben wir eng mit führenden Markenherstellern aus dem Getränkebereich zusammengearbeitet. Auch Konsumentenumfragen wurden im agilen Entwicklungsprozess mit einbezogen. Der Pilotversuch der ersten digitalen Recycling-Initiative fand schließlich in Wien statt, weil dort die größte Herausforderung in der korrekten Müllsortierung besteht. Im Verlauf hat sich die Initiative zu einer offenen Plattform für alle Akteure der Kreislaufwirtschaft entwickelt, die User, Markenhersteller, Recycler, Städte und Gemeinden miteinschließt. Im Fokus stehen alle Produkte, deren Verpackungen im gelben Sack entsorgt werden. Monatliche Beiträge der Markenhersteller sowie Beiträge von Reclay Systems, einem führenden Rücknahmesystem für Verpackungen, finanzieren aktuell die Anreize und Preise, den Betrieb der App und das Marketing. Im Gegenzug besteht die Möglichkeit, dass die Kooperationspartner die Tätigkeiten im Rahmen der Initiative in ihren Nachhaltigkeitsbericht oder jegliche Nachhaltigkeitsagenden aufnehmen und von unterschiedlichen Leistungspaketen profitieren. Für die Zusammenarbeit mit den Herstellern begrüßen wir, wenn diese eine Nachhaltigkeitsstrategie haben. Im Laufe der Zeit haben wir die Möglichkeiten einer Kooperation erweitert, zusätzlich zum Partner kann man auch Unterstützer werden und zum Beispiel als Gewinnspiel-Partner Prämien sponsern. RecycleMich hat deshalb sowohl einige Supporter, die Produkte sponsern, als auch einige, die Mitgliedsgebühren zahlen. Damit schaffen wir ein niedrigschwelliges Angebot einer Zusammenarbeit, die unsere Mission unterstützt. Wie werden potenzielle Nutzer und Nutzerinnen auf die App aufmerksam, und welche Zielgruppe spricht die App mehrheitlich an? Zunächst haben wir die Marketingmaßnahmen breit aufgestellt, in ganz Wien über klassische Medien wie Zeitung und Radio. Doch erst die spezifische Werbung auf Online-Kanälen, im App Store und auf SocialMedia-Kanälen hat zum Erfolg geführt. Die anfängliche Zielgruppe lag bei den 18- bis 24-Jährigen, hat sich allerdings schnell zur jetzigen Hauptzielgruppe der 24- bis 34-Jährigen entwickelt. 35- bis 44-Jährige stellen Initiator Stefan Siegl über die österreichische App RecycleMich INTERVIEW 20

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